Luther
Vandross
„Music and me is like Basketball and Michael Jordan“-Die „unerträgliche“ Langlebigkeit
des Souls Nicht
umsonst betitelte der gebürtige New Yorker Luther Vandross sein neuestes
Werk schlicht „Luther Vandross“. Zum einen steht dieser Titel als
Synonym für seine „Wiederauferstehung“ bei Musiklegende Clive Davis’
hauseigenem J-Records-Label, zum anderen und über allem anderen steht
dieser Titel für den Status, den sich Luther Vandross inzwischen ersungen,
erarbeitet hat. Bereits in den frühen 70ern begann Vandross, sein
Talent für Gesang zur Geschäftsidee zu machen. Sein Background-Gesang
für Barbra Streisand, Chaka Khan, Ringo Starr oder Donna Summer zeigte
zunächst nur vage die Musikrichtung, die er einmal selbst so signifikant
Prägen sollte – den Soul. Weitere Schritte seines Weges waren seine
Beteiligung am kurzlebigen Bandprojekt Luther mit den beiden Alben
„Luther“ und „This Close To You“, beide aus dem Jahre 1976, beides
mächtige Flops. Unbeirrt davon arbeitete er weiter als Sessionmusiker
für R&B-Grössen wie etwa Patti Austin, Chic, Gwen Guthrie, Sister
Sledge oder Quincy Jones, was ihn schließlich und endlich 1980 zum
aufsteigenden Soulprojekt Change des damaligen Top-Produzenten Jacques
Fred Petrus brachte. Heraus kamen schließlich die zwei unvergessenen
Change-Singles „Glow Of Love“ und „Searchin`“. Der Rest ist so bekannt
wie erfolgreich. Und
was vor genau 20 Jahren mit dem ersten Soloalbum „Never Too Much“
startete und in den Wirren der 90er Jahre irgendwo und vor allem irgendwie
verloren ging, schließt nun vorerst den Kreis der Respektsperson Luther
Vandross - einer der wirklich Grossen, eigentlich sogar die Personifizierung
des Souls der „neueren“ Zeitrechnung. Doch obwohl sich seine Alben
durch die Bank wie blöd verkauften (oder gerade deswegen?!?), war
doch irgendwie in den 90ern, besonders in den drei unsäglichen, fast
peinlichen Ausrutschern „Songs“ und „Your Secret Love“ auf Epic/Sony
und „I Know“ auf Virgin, der Wurm drin. Was in den 70ern einmal mit
viel Innovation (u.a. war Vandross Co-Autor von David Bowie’s Klassiker
„Fame“!) und ureigenem Songmaterial begann, setzte sich zunehmend
als lukrative, aber emotionslose Dutzendware fort. Das erkannte schließlich
und endlich auch sein langjähriger Weggefährte und Freund Clive Davis,
der jüngst in München’s „Bayrischer Hof“ sein schon erwähntes Joint-Venture
mit BMG, J-Records, vorstellte. Er war es auch, der Vandross unlängst
als „the best male R&B singer in the world“ bezeichnete und rettete
ihn schließlich, pünktlich zu dessen 50. Geburtstag
im April dieses Jahres, als erstes Signing zu seinem Label herüber.
Nach über 20 Millionen verkauften Platten (von denen jedes einzelne
Album in den Staaten mindestens mit Platin belohnt wurde), so ziemlich
allen wichtigen Auszeichnungen, die es im Musikbusiness gibt, und
einer Fangemeinde, die sich Marvin Gaye zum Höhepunkt seiner Karriere
gern gewünscht hätte, war es also auch für Luther Vandross Zeit, „neue“
Wege einzuschlagen. Deshalb jetzt der Neuanfang, der ja eigentlich
keiner ist. „Luther Vandross“ jedenfalls wird nicht nur seine Fans
und die Liebhaber lupenreiner, herziger Soulmusik begeistern, sondern
ein weiteres Kapitel des nicht immer offenen, aber stets interessanten
Buches Luther Vandross aufschlagen und den Künstler und Soullegende
Luther Vandross von einer Ära in die Nächste katapultieren. ...sein
neues Album „Luther Vandross“: „Mein
neues Album ist mein absolutes Lieblingsalbum. Anders als bei meinen
bisherigen Alben habe ich eine Menge verschiedener Produzenten und
Autoren beschäftigt. Pro Song ein Produzent. Marcus Miller hat einen
produziert, Nat Adderley Jr. hat einen produziert, Jon B., Babyface,
R.L. und sogar ich selbst habe einen produziert. Und die gleichen
Leute haben in der Regel auch alles geschrieben.. Das ließ mir mehr
Zeit, mich besser auf das Singen zu konzentrieren. Wir haben alles
sehr genau geplant, Stück für Stück zusammengeführt. Das Label hat
mich sozusagen mit einer Reihe zeitgemäßer Produzenten versorgt, die
sicherstellen können, dass mein eigener Sound nicht verloren geht.
Eine Sache, die ich besonders am Album liebe, ist die Vielfalt an
Uptempo-Songs. Es gibt sogar Dance-Remixe – es passieren also eine
Menge Sachen auf dem Album. Das ganze hat außergewöhnlich gut funktioniert.“ ...über
den Albumtitel „Luther Vandross“: „Ich
hatte jetzt einige Jahre kein Album draußen. Ich wollte also niemandes
Aufmerksamkeit auf spezielle Titel oder auf ein Motto lenken. Ich
wollte als ein Künstler wiederkommen, mehr als es mir mit einem Fantasietitel
möglich gewesen wäre.“ ...über
seinen Wechsel zu J-Records: „Es
gab überhaupt keinen Streit mit meinen vorherigen Labels Sony und
Virgin. Mein Vertrag lief schlicht aus. Ich konnte also einfach zusagen,
als Clive Davis mich anrief.“ ...über
Musik: „Musik
bedeutet das gleiche für mich wie Basketball für Michael Jordan. Musik
steckt mir im Blut! Nur sehr wenige Menschen können von dem was sie
Lieben, leben. Ich habe es möglich gemacht, mit dem, was ich Liebe
eine Existenz aufzubauen. Das ist sehr besonders.“ ...Soul: „Soul
ist ein Feeling. Soul ist so viel mehr als nur ein Stil. Es gibt einen
Unterschied zwischen R&B und Soul. R&B ist ein Stil, eine
Technik. Soul ist ein Gefühl. Du hast das Gefühl, oder Du hast es
nicht.“ ...das
beste Luther Vandross-Album: „Wahrscheinlich
„I Know“ auf Virgin und „Your Secret Love“ auf Epic (s.o.!, Anm. d.
Verf.). Sie funktionieren beide wunderbar als Ganzes. Herrlich - das
Beste, was ich jemals aufgenommen habe. Mein Lieblingssong ist allerdings
immer von meiner Stimmung beeinflusst. Gerade jetzt fällt mir „This
Is Christmas“ von meine Weihnachts-Album ein. Und „Nights In Harlem“
vom „I Know“-Album; ein wunderbarer Uptempo-Song. It kicks butt!“ …den
weiblichen Luther Vandross: „Der
weibliche Luther Vandross ist ganz klar Dionne Warwick. Ich liebe
ihre Musik. Sie ist wunderbar.“ ...über
Geld und Erfolg: „Das
kommt darauf an, wen Du fragst. Ich habe mich nicht verändert. Überhaupt
nicht. Ich habe immer noch die gleichen Freunde aus meiner Schulzeit.
Und Geld hat mich sowieso nie beeinflusst. Ich war schon ein sehr
erfolgreicher Background-Sänger, bevor ich ein Solokünstler wurde.
Geld war also nichts Neues für mich.“ …Freund
und Musikerkollege Marcus Miller: “Marcus
Miller und ich trafen uns, als wir beide in Roberta Flack’s Band spielten.
Er am Bass und ich im Background. Zu dieser Zeit fingen wir also an,
Lieder zu schreiben, mit anderen Musikern zusammen rumzuhängen und
uns Plattenverträge zu organisieren. Jeder von uns spielte auf meinem
Demo von „Never Too Much“. Alle spielten umsonst. Die Musiker, das
Studio war umsonst, es war wirklich großartig. Wir sind also schon
sehr lange Zeit die engsten, die besten Freunde. Ich bin überhaupt
sehr glücklich mit meinen Freunden. Die meisten sind meine Freunde
seit über 20, 30 Jahren. Marcus und ich sind schon seit 1979 befreundet.
Ich habe die Geburt seiner vier Kinder miterlebt, kenne seine Frau,
seinen Bruder. Wir sind eine Familie.“ ...Clive
Davis: „Meine
Freundschaft zu Clive Davis ist auf ihre eigene Art besonders. Wir
sind Businesspartner UND Freunde. Ich bekomme sehr viel aus dieser
Beziehung zurück.“ ...Videos: „Sehr
wichtig heutzutage. Wir haben gerade mein Video zur ersten Single
„Take You Out“ fertiggestellt. Es ist das erste Video von mir, dass
ich wirklich mag. Es ist wie ein kleiner Spielfilm. Eine Menge Outfits,
eine Menge Sets am Strand in Malibu...all das.“ ...Computer: „Meine
Band hat mir zu Weihnachten eine wunderbaren nagelneuen Computer geschenkt.
Ich kann aber leider irgendwie einfach nicht die Leidenschaft für
diese Dinger entwickeln. Ich will nicht besessen davon sein, ich will
von meiner Musik besessen sein. Ich kenne viele Leute, die Stunden
und Stunden vor dem Bildschirm sitzen und spielen. Aber eines Tages
werde auch ich lernen, damit umzugehen.“ ...die
Zukunft: „Wir arbeiten gerade an einem neuen Stage-Set und im Winter starten wir eine große Tour. Wir wissen leider noch nicht, wo wir starten werden. Das hängt von vielen Faktoren ab. Die Musiker müssen verfügbar sein und all das. Dann würde ich auch gerne mal was mit Jill Scott machen. Und ich wollte schon immer mal was machen mit Aretha Franklin. Und natürlich mit Whitney Houston. Ich habe zwar schon mit Whitney als ihr Produzent zusammengearbeitet, aber noch nie mit ihr gesungen. Jedesmal, wenn wir uns sehen, planen wir etwas, leider ist es bisher noch nicht dazu gekommen.“ ...Alternativen: „Wenn
ich nicht der Künstler Luther Vandross wäre, wäre ich mit ziemlicher
Sicherheit ein Innenausstatter. Ich bin sehr gut darin. Habe die Häuser
von zwei Freunden eingerichtet.“ ...seine
Ziele: „Langlebigkeit.
Ich möchte noch Musik machen, wenn ich 70 bin. Genauso so gut wie
heute.“ Discografie: 1981-Never Too Much (Epic) 1982-Forever, For Always, For Love (Epic) 1983-Busy Body (Epic) 1985-The Night I Fell In Love (Epic) 1986-Give Me The Reason (Epic) 1988-Any Love (Epic) 1989-The Best
Of Luther Vandross…The Best Of Love (Epic) 1991-Power Of Love (Epic) 1993-Never Let Me Go (Epic) 1994-Songs (Epic) 1995-This Is Christmas (Epic) 1995-Greatest Hits 1981-1995 (Epic) 1996-Your Secret Love (Epic) 1998-I Know (Virgin) 2001-Luther Vandross (J-Records/BMG) ÓMichael Arens |